Tag 15
Good Morning Südafrika! Heute Morgen wachen wir bei gerade einmal vier Grad Außentemperatur auf. Draußen geben uns Vögel ein kleines Morgenkonzert, bevor wir uns aus dem warmen Bett schälen und uns für das Frühstück fertig machen. Der Ausblick auf die Bergketten, die sich sanft im Morgenlicht abzeichnen, ist traumhaft. Genauso toll wie das aufgebaute Frühstücksbuffet mit selbst gebackenen Croissants, saftigem Bananenkuchen, Joghurt, Englisch Breakfast, Müsli ... Nach dem Frühstück steigen wir wieder in den Bus, nicht ohne vorher aber noch einmal an einem der gegenüber unserer Zimmer gelegenem Straußengehege vorbeizuschauen. Die Berge erscheinen nun in anderen Farben, da die Sonne mittlerweile auch höher steht, als wir durch das Kleine Karoo Richtung Ladismith fahren. Die Berge türmen sich links und rechts der Straße auf und geben einen Blick auf ihre fast vertikal aneinander gereihten Steinschichten frei. Bei einem Stopp, dem Huisrivierpass, der 1896 von den Buren ins Gestein geschlagen wurde, sehen wir einen makaberen Fund. Einen abgetrennten Oryxkopf, den Jäger wohl hier zurückgelassen haben.
Die Raben haben sich breites die Augen der Tierkadavers geholt. On the road again nach einem kurzen Toilettenstopp an einer Tankstelle geht's weiter, mit frisch gebrautem Kaffee und einer grünen Landschaft, die an uns vorüberzieht; viele der Ortsnamen und Flüsse haben eine Bedeutung, z.B. das BobbejaanTal. Bobbejaan ist Afrikaans und bedeutet soviel wie Pavian.
Wir trauern immer noch ein wenig unserer Erdmännchensafari hinterher, die wir gebucht hatten. Dort hätten wir mit dem Farmer der Straußenfarm wilden Erdmännchen nachgestellt und diese beobachtet. Laut Heidi kann man sich das Ganze vorstellen wie bei einem Sitzkreis im Altenheim. Alle sitzen auf Stühlen und mit Decken um den Bau herum und warten ca. 3 Stunden, bis die Erdmännchen herauskommen. Aber aufgrund einer über Nacht hereingezogenen Kaltfront sind die Temperaturen morgens so niedrig (zwischen 4 und 6 Grad), dass die Erdmännchen nicht oder nur sehr spät aus ihrem Bau kommen und wir zu Eiszapfen erstarren würden derweil. Daher verzichten wir auf die Erdmännchensafari und die Reisegruppe bricht früher auf. Schade, aber so ist die Natur. Das machen wir dann wohl das nächste Mal einfach. Astrid hatte uns den Tipp gegeben, alternativ im Münchner Zoo das Erdmännchen Gehege zu besuchen, um die Zeit zu unserem nächsten SA Besuch zu überbrücken. 😉 In the middle of nowhere halten wir an einem Roaddiner an.
Heidi erzählt uns, dass die Kneipe Ronny und seiner Frau gehört. Da sie im Nirgendwo liegt und anfangs kaum Kunden kamen, malten Ronnies Freunde aus Spaß eines Abends noch die Buchstaben S E X an die Fassade, was aus Ronnies Shop, Ronnies Sex Shop machte. Der Rest ist Geschichte und der Laden brummt 😄😋. Leider ist Ronnie, als wir heute vorbeifahren, geschlossen. So betrachten wir alles zumindest von Außen.
Gegen Mittag erreichen wir den Wein Estate Excelsior, das im Jahr 1859 gegründet wurde. Neben Wein werden auch Zitrusfrüchte angebaut. 2005 entschlossen sich die zwei Inhaber, Brüder, die Farm aufzuteilen. Einer der Brüder züchtet Pferde, weshalb auch ein Pferd auf dem Logo ist, der andere Bruder hat sich auf den Weinanbau fokussiert. 90 % werden exportiert und nur 10 % bleiben im Land. Zwei Stunden lang bekommen wir fünf Weine und kleine Tapas kredenzt. Der Höhepunkt des Wine Tastings ist, dass wir unsere eigne Cuvée als Sauvignon Blanc, Shiraz und Merlot mischen dürfen, abfüllen, den Korken eindrücken, verschweißen und ein Label gestalten dürfen. Heidi bekommt unsere selbst hergestellte Flasche geschenkt, wie auch die von einigen Anderen, die ihren Wein nicht mit nach Deutschland nehmen wollen. Eine tolle Erfahrung in schönen Ambiente.
Gegen zwei Uhr geht's wieder zurück in den Bus, auf in Richtung Unterkunft.
Entlang karger Berglandschaften und durch Obstplantagen fahren wir also weiter auf der "Route62", eine der schönsten Reiserouten Südafrikas. Kurz vor Ende machen wir nochmal Halt bei einem Unikum: Hardys African Memories. Der Eigentümer ist ein gesprächiger Deutscher, der schon seit Jahrzehnten im Land lebt und über die Zeit allerlei Souvenirs, aber auch hochwertige Antiquitäten angehäuft hat, die er uns mit einigen lockeren Sprüchen anpreist. Leider machen wir nur kurz in dem Laden halt und können so nur einen Teil seiner Kuriositäten und tollen Schnitzarbeiten bewundern.
Super in der Zeit kommen wir heute schon kurz nach 16 Uhr bei unserer Unterkunft, dem Anwesen "The Retreat" im Waterfall Valley an.
Nachdem sich die letzten Tage die Unterkünfte in Größe und Ambiente schon immer gesteigert hatten, toppt diese nochmal alles Vorherige. Ursprünglich wurde das Anwesen 1940 von einem Engländer erbaut, der nach dem Krieg aber wieder nach GB zurückkehren musste. So verfiel der Estate für viele Jahre in einen Dornröschenschlaf und wurde erst wieder von den jetzigen Eigentümern vor rund 20 Jahren wieder zum Leben erweckt. Die Anlage ist prunkvoll und geschmackvoll zugleich und einem altenglischen Herrenhaus nachempfunden, das sich über mehrere Gebäude mit Innenhof und ausgedehntem Garten erstreckt. Wir bekommen von Maika, der Deutsch-Namibischen Eigentümerin, sogar noch eine Führung, bei der wir einen Teil der Olivenplantagen (900 Olivenbäume - Fun Fact: Der Nachbar hat 45.000), den hauseigenen Wasserfall, den wilden Garten und vieles mehr sehen und über die hier wachsenden Kräuter allerlei lernen können. Das Abendessen nehmen wir im herrschaftlichen Wohnzimmer ein, das aus einem Möbelkatalog entstammen könnte. Und die Gänse, die versucht haben uns am Teich lautstark zu vertreiben, können froh sein, dass sie nicht auf dem Teller landen - auf jeden Fall heute noch nicht. 😆
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