Tag 16
Die Nacht endet heute gegen 6.30 Uhr. Wieder haben wir sehr gut geschlafen und machen uns über das üppige Frühstücksbuffet her. Um 7.45 Uhr brechen wir auf. Heute haben wir einen straffen Zeitplan. Denn es geht nach Kapstadt. Und auch, wenn die Fahrstrecke nicht besonders weit ist, ist alles mit heißer Nadel gestrickt. Man sollte möglichst vor 12 Uhr am Tafelberg ankommen, damit die Bewölkung nicht zu stark ist und davor haben wir noch andere Programmpunkte. Außerdem erwartet uns der Ein oder andere Großstadtstau und man kann nicht abschätzen, wie lange man anstehen muss. Uns überkommt schon die Wehmut, dass mit Kapstadt schon die letzte Station unserer Reise gekommen ist. Wo sind nur die 3 Wochen hin?
Auf dem Weg fahren wir an einem Denkmal für die Sprache Afrikaans vorbei und Heidi (die seit einigen Tagen gegen eine Erklärung ankämpft, wie auch einige andere der Reisegruppe), dass die Sprache stark beeinflusst ist von Holländisch, Deutsch, Französisch, Koikoi u.a. andere Sprachen haben. Die Sprache ist eine der jüngsten Sprachen weltweit. Sie besteht erst an die 100 Jahre. Afrikaans ist Muttersprache von ca. 10% der Bevölkerung. In Drakenstein passieren wir eine Statue von Nelson Mandela. Hier war er für 14 Monate inhaftiert, bevor er 1990 entlassen wurde.
In der schönen Stadt Stellenbosch (aufgrund der vielen Eichen überall auch Stadt der Eichen genannt) schlendern wir die berühmte Dorp Street entlang und besuchen das Dorfmuseum. Im Stellenbosch Museum betreten wir erst das Schröder Haus, dann das Plettermann Haus. Die beiden Paare hatten beide keine Kinder. Die Plettermanns lebten ab 1750 (Schröders 80 Jahre zuvor) hatten 15-20 Sklaven aus Madagaskar, Zentralafrika u.a. Ländern. Die Einrichtung der beiden Häuser und die Materialien unterscheidet sich bereits stark. Das dritte Haus ist das erste, das zwei Stockwerke hatte und gehörte Christoph Ludolf Neethling. Es wurde 1782 erbaut. Hier fallen Porzellan, Spitzendecken und der schöne Garten ins Auge. Das vierte Haus stammt aus den 1850er Jahren, aus der Viktorianischen Zeit. Der Eigentümer war der Polizeichef. Er und seine Frau hatten 4 Kinder. Das erste Haus mit Dusche. Und viele Wildtierköpfe im Eingang, die nur aus Vergnügen geschossen wurden. Die Tapeten und Teppiche mit auffälligen Mustern, Samt und blau weißes Porzellan stechen ins Auge.
Bevor wir kurz vor 11 Uhr wieder in den Bus steigen, um zum Tafelberg zu fahren, statten wir noch dem skurrilen Krämerladen "Oom Samie se Winkle" einen Besuch ab. Hier gibt es einfach ALLES. Sinniges und Unsinniges. Die Kauflust wird bei uns allerdings ziemlich durch den penetranten Geruch von Trockenfisch gebremst, der durch den ganzen Laden wabert.
Stellenbosch ist die Zweitälteste Stadt Südafrikas mit vielen kapholländischen Häusern. Überwiegend begegnen uns Weiße, das fällt auf und passt dazu, dass die Häuser prunkvoll und die Mieten für afrikanische Verhältnisse sicherlich teuer sind.
Wir fahren an einem riesigen Township vorbei. Viele Leute siedeln sich hier illegal an, in der Hoffnung auf Arbeit in der Region und die Stadt kommt gar nicht hinterher, hier für eine richtige Versorgung zu sorgen. Denn große Teile sind Sumpfgebiet und bei Regen überschwemmt. Hier gibt es auch große Drogenprobleme und jede Woche sterben Menschen aufgrund von Drogenkonsum. Der Einsatz der Rettungskräfte ist oft sehr gefährlich und nur unter Polizeieinsatz möglich, weil das Rettungsfahrzeug ausgeraubt wird. Die Bevölkerung von Kapstadt "explodiert" in den letzten Jahren ist sie über 26% gewachsen. Kein Wunder, dass die Regierung nicht mehr hinterherkommt. Im Jahr 2019 lebten über 40% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die liegt bei 1200 Rand/60 Euro pro Monat...da muss man mal wieder deutsche Verhältnisse gegenüberstellen und worüber bei uns geklagt wird.
Wir haben Glück, als wir am Eingang zum Tafelberg bzw. bei der Gondel kurz vor 12 Uhr ankommen spielt das Wetter (Wolken und Co.) mit und wir müssen auch nur verhältnismäßig kurz anstehen (trotz vorhandener Tickets) und können auf den Tafelberg fahren 🥳. Der Tafelberg ist ungefähr 1085 Meter hoch. Jede Gondel hat Platz für 64 Personen.
Oben angekommen machen wir aus jedem Winkel Fotos und laufen 700 Meter nach vorne, wo eine Felsspalte nach unten geht. Wir brauchen dafür hin und zurück 1,5 Stunden- daran sieht man, wie oft wir für Fotos stehen bleiben. Es ist sehr windig und ungefähr 5 Grad kälter als unten.
Gegen 14.30 Uhr sind wir mit der Seilbahn wieder heil unten angekommen und brechen Richtung Kapstadt Innenstadt auf. Heidi schwört uns ein, dass wir zusammen bleiben und sehr gut auf unsere Sachen aufpassen müssen, da es viele Taschendiebe gibt. Als Erstes besuchen wir das District 6 Museum, das viele Informationen zur Rassentrennung gibt. Danach geht es noch in einige Straßenzüge des Regierungsviertels, samt Nationalgallery, Regierungsgebäude und alten Straßenzügen aus den vergangenen Jahrhunderten. Gerade als wir vor der Kirche des Erzbischofs der Anglikanischen Kirche stehen, kommt die über die Grenzen Südafrikas bekannte Marathonläuferin Gerda Steyn mit einer Laufgruppe um die Ecke. Heide erkennt sie sofort! :-) Auch die Ohrringkäufe haben Zuwachs bekommen in Form von zwei von Hand mit Perlen verzierten Ohrringen.
Gegen 17.30 Uhr erreichen wir unser Hotel, das Three Boutique Hotel mitten in Kapstadt, mit Dachterrasse und wunderschönem Blick auf den Tafelberg. Hier lässt es sich aushalten beim Sundowner. Als sich die Gruppe trifft, um zum Essen aufzubrechen (heute ein traditionelles afrikanisches Restaurant, gibt es eine kleine Verzögerung. Einer aus der Gruppe hat eine Zecke in der Kniebeuge. Heidi will auf Nummer sicher gehen und es einen Arzt herausmachen lassen, da sie bereits ziemlich tief sitzt und gesaugt hat. Eklige und gefährliche Viecher!
Bei Marcos African Place essen wir heute Abend traditionell in tollem Ambiente mit live Musik von 5 Musikern. Gegen 21.30 Uhr fährt der Großteil der Gruppe zurück zum Hotel. Heidi und ein Ehepaar lassen wir wegen der Zwecke zuvor am Krankenhaus raus. Hoffentlich müssen sie sich nicht die Nacht um die Ohren schlagen … Bevor wir müde ins Bett fallen, gehen wir noch kurz hoch auf die Dachterrasse und blicken auf den beleuchten Tafelberg.
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