Tag 9
(geplanter) Schedule of the Day
Good Morning Südafrika! Leider müssen wir heute unsere Lodge wieder verlassen. Zuvor dürfen wir aber noch einmal das leckere, mit Liebe zubereitete Frühstück genießen: Avocadotoast, Rührei, Joghurt mit Früchten, Saaten und Nüssen, selbst gemachte Wurst und Käse ... Entgegen der Reisetage bislang gibt es heute Morgen eine Nebelsuppe mit einer Sicht unter fünfzig Metern. Schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf den nahenden Herbst in Deutschland. Als wir das Gepäck verstaut und einige Höhenmeter gewonnen haben, spitzt die Sonne 🌞 heraus und die Nebelschwaden verschwinden. Auf zur Wild Coast ...
Während der Fahrt erzählt uns unser Guide Heidi ganz viel über das Gesundheits- und Sozialsystem in Südafrika. Generell gelte die Devise, dass alle staatlichen Institutionen bankrottgehen. Die staatlichen Hilfen sind zum Überleben viel zu niedrig.
Im Moment bangen auch alle staatlichen Mitarbeiter zu ihre Pension, da der Staat aufgrund finanzieller Schieflagen die Rücklagen angezapft hat. Viele Ärzte sind in den letzten Jahren nach Kanada und Australien abgewandelt, wo der Verdienst besser ist. Auch wenn die staatlichen Gesundheitsdienste unterfinanziert ist, die Ausbildung der Mediziner ist äußerst gut, weshalb z.B. sich reiche Russen ihre Behandlungen hier in Privatkliniken durchführen lassen. Der Großteil der Bevölkerung bleibt davon jedoch ausgeschlossen.
Kurz nach halb 10, noch vor der ersten Pippipause, fahren wir auf der Hauptstraße im kleinen Ort Kokstad über ein kaum sichtbares kleines Schlagloch und alle werden ordentlich aufgeschüttelt bzw. aus dem Sitz gehoben. Auf der letzten Sitzreihe schreit einer der Gruppe entsetzlich auf. Er ist bereits an Wirbeln versteift und war ungünstig aufgekommen. Er hat solch starke Schmerzen, dass eine Weiterfahrt nicht möglich ist, wir anhalten und er sich umlegen muss. Sofort wird das nächste Krankenhaus angefahren. Glück im Unglück ist direkt in dem Ort, keine 3 Fahrminuten entfernt, ein privates Krankenhaus.

Die Weiterfahrt schreitet anschließend aufgrund diverser kleinerer Staus und Baustellen nur schleppend voran. Wir machen spontan eine Klopause in einem eher unsicheren Ort, nachdem die Cola bei einigen dringend wieder raus will. Die Suche nach einer funktionierenden Toilette gestaltet sich als sehr schwierig. Wir eilen von Laden zu Laden und haben erst bei Nummer 4 Erfolg. Mit 4 Stunden Verspätung geht es dann weiter. Pausen werden auf ein Minimum reduziert. Aber unterwegs sehen wir auch viele interessante Dinge: überladene, teils stark demolierte Fahrzeuge, chaotische Straßenverhältnisse, Verkaufsstände mit allerlei skurrilen Gegenständen oder eingepferchten Hühnern, Stände von Medizinfrauen/Männern oder Buden, in denen man sich Frisuren machen lassen kann u.v.m. Leider auch jede Menge Müll, hauptsächlich Plastik und viel Armut. Unglaublich, dass so viele Menschen in derart einfachen Verhältnissen leben, teilweise ohne Strom und fließendes Wasser und den Tag unter so widrigen Bedingungen bestreiten. Wir durchqueren auch den Ort, in dem Nelson Mandela geboren wurde/aufgewachsen ist und von Weitem die Stelle, an der er begraben wurde. Außerdem zeigt uns unser Fahrer Seya das Haus, in dem er geboren wurde und wo noch Teile seiner Familie leben.
Die Dunkelheit bricht herein. Wir bewundern den tollen Sonnenuntergang vom Bus aus. Es wird sehr dunkel. Denn anders als bei uns gibt es hier quasi keine Straßenbeleuchtung. Man sieht, riecht und spürt im Hals, in manchen Gegenden auch Rauch. Die Familien, die keinen Strom haben, machen Feuer 🔥
Auf der letzten Strecke teilt Heidi einige ihrer spannendsten und gefährlichsten Erlebnisse mit Löwen mit uns. Es war schön, mehrfach sehr knapp und nur dem Zufall oder einem guten Schutzengel zu verdanken, dass sie überlebt hat. Heidi erzählt, dass es in der Familie verwurzelt ist. Ihr Opa wurde bei einem Löwenangriff schwer verwundet, lag mehrere Monate im Koma und hat nur knapp überlebt. Wirklich spannend. Die Zeit vergeht dadurch erheblich schneller und um 20.15 Uhr kommen wir über 12 Stunden nach der Abfahrt in unserer Lodge Seagulls Beach Hotel. Wir gehen heute direkt zum Abendessen und um 22.30 Uhr ist Zeit zu schlafen. Heute sind alle mehr als bettreif.
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